(Auszug aus der Waldsee-Chronik)

Das Baden ohne Badebekleidung hat in Deutschland eine recht lange Tradition. Der Ursprung für die FKK-Bewegung liegt schon in Kaisers Zeiten, also am Ende des 19. Jahrhunderts. Ausgerechnet da, wo die Prüderie mit Ganzkörperbadeanzügen und Geschlechtertrennung beim Baden ihre heftigsten Blüten trieb. Noch 1932 gab es im sittenstrengen Deutschland mit dem so genannten „Zwickel-Erlass“ eine Polizeiverordnung, die festlegte, welche Teile des Körpers beim öffentlichen Baden zu verhüllen waren ...

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb bildeten sich im ganzen Reich FKK-Vereine, die es sich auf die Fahnen geschrieben hatten, nackt zu baden oder sogar nackt zu wandern. Vorwiegend waren es Arbeitervereine, aber in späteren Jahren schlossen sich bürgerliche Schichten nicht mehr aus. FKK betrieb man damals in streng abgeschlossenen Arealen, die gut vor neugierigen Blicken geschützt waren.

Einen heftigen Einbruch erfuhr die FKK-Bewegung mit der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933. Wie die meisten Vereine wurden auch die FKK-Vereine verboten.

Da aber auch unter den Anhängern dieser neuen politischen Linie FKK-Freunde waren, nutzte das Regime alsbald dieses Potenzial für die Publizierung des „völkischen Rassegedankens“ aus. Man missbrauchte diese Bewegung zur Glorifizierung der arischen Rasse. Unter Ausschluss von Juden wurden FKK-Vereine wieder zugelassen, in denen man sich fortan im „Bund für Leibeszucht“, dem unseligen Rassenwahn angepasst, wieder dem nackten Baden hingeben konnte.

Aber auch nach dem Krieg hatten es die Nacktbader in Deutschland nicht leicht. Konrad Adenauer war ein absoluter Gegner dieser „Sittenlosigkeit“. Die Krönung der Prüderie der Adenauer-Ära gipfelte im so genannten „Schund- und Schmutzgesetz“, das u. a. den Verkauf von FKK-Zeitschriften verbot.

Im Osten Deutschlands tat man sich mit der staatlichen Anerkennung von Vereinen sehr schwer, erst recht mit der von FKK-Vereinen. Aber dennoch wurde allerorten nackt gebadet. Gerade an den Ostseestränden entwickelten sich zuerst etwas abseits viele FKK-Strände in der Nähe von Campingplätzen. Aber auch im Land selbst entstanden an vielen Seen und an Flussufern, zuerst illegal, Abschnitte, wo sich FKK-Anhänger tummelten. Schnell mal kam der ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Deutschen Volkspolizei) mit seinem Moped vorbei und kontrollierte die Personalausweise. Nicht so einfach, denn greife mal einer der nackten Frau oder dem nackten Mann in die Tasche. Hauptsächlich jedoch erfreute er sich wohl an den Nackedeis und machte aus der Pflicht eine willkommene Abwechslung ...

Jedenfalls entstanden in den 1960er Jahren in der DDR überall offiziell zugelassene FKK-Bereiche. Die entsprechende Gesetzeslage ließ das grundsätzlich zu. Aber auch in den ostdeutschen Amtsstuben fand man keineswegs nur Freunde des freizügigen Badespaßes. Und so kämpften vielerorts Aktivisten des FKK mit mehr oder weniger schnellem Erfolg gegen so manch prüden Staatsdiener.

 

FKK im Lausitzer Revier

Die vielen Seen und Teiche in der Oberlausitzer Region luden regelrecht dazu ein, dem unbekleideten Badespaß nachzugehen. Und so gab es hier vielseitige Initiativen, deren Wurzeln Ende der 1950er Jahre in Hoyerswerda und in Cottbus zu suchen sind.

Erste ernsthafte Bestrebungen suchten ein offiziell erlaubtes FKK-Bad am Knappensee bei Hoyerswerda einzurichten. Der FKK-Freund Heynemann aus Hoyerswerda bemühte sich bei den verschiedenen örtlichen Organen, eine derartige Genehmigung zu erhalten. Dazu initiierte er zwischen 1959 und 1964 mehrere Unterschriftensammlungen, in die er alle am Knappensee und an den umliegenden Teichen illegal badenden FKK-Anhänger einbezog. 117 FKK-Anhänger konnte er dafür begeistern, und sie trauten sich auch, die Petitionen zu unterschreiben, um auf ihr Ansinnen aufmerksam zu machen. Damals keineswegs eine alltägliche Aktion.

Doch so unter Druck gesetzt, untersagten ihm die Behörden prompt, weiterhin Unterschriftensammlungen zu organisieren. Leider verstarb 1965 der FKK-Freund Heynemann viel zu früh und ohne den entscheidenden Durchbruch für die FKK-Idee in der Oberlausitz geschafft zu haben.

Aber seine Vision wurde von Manfred Geppert und Werner Beyer aus Hoyerswerda aufgegriffen, die ab 1966 von Werner Beyer allein weitergeführt wurde. Bei den örtlichen Organen stieß auch er auf wenig Verständnis.So badete man am benachbarten Knappensee einfach ohne offizielle Erlaubnis nackt, und auch dort versuchten Polizisten zuweilen, die FKK-Anhänger am Nacktbaden zu hindern. Natürlich ohne nachhaltigen Erfolg.

Werner Beyer gab die Suche nach einem geeigneten Objekt nicht auf. Zwischenzeitlich zog man an die Bröthener Ziegeleiteiche, wo bis zu 120 Personen die neue Gelegenheit nutzten – ohne behördliche Zustimmung. Also war auch dieses keine Dauerlösung. 1967 richtete Werner Beyer an die zuständige Abteilung Kultur beim Rat des Bezirkes Cottbus einen Antrag zur Genehmigung eines FKK-Bades in der Gemarkung Lauta bei Hoyerswerda.

Die Prüfung der Rechts- und Nutzungsverhältnisse zeigte zwar keine gesetzlichen Hindernisse, aber es taten sich andere schier unüberwindbare Hürden auf. Angler sahen ihre Fischgründe gefährdet, notwendige Gelder der Gemeinden standen nicht zur Verfügung. Damit war das Aus für das erste FKK-Projekt besiegelt.

Werner Beyer entschloss sich, die oberste Stelle der DDR um Hilfe anzurufen; in eine Eingabe an den damaligen Staatsrat der DDR sah er die letzte Hoffnung. „Keine Angst vor großen Tieren“ war sein Leitspruch, als er im Juni 1967 das Schreiben verfasste.

Nach fast unvorstellbar kurzer Zeit, nämlich schon am 10. Juli 1967, erhielt Werner Beyer von der Kanzlei des Staatsrates der DDR eine, wenn auch erstmal vertröstende Rückantwort. Immerhin aber wurde nun die Angelegenheit von ganz oben an den Rat des Bezirkes zurückgegeben. Dieser erklärte dann auch, bis zur Saison 1968 ein entsprechend geeignetes Objekt zu suchen und vorzubereiten, nicht ohne den Hinweis an Werner Beyer, sich doch selbst bei der entsprechenden Suche zu beteiligen.

Damit war ein gutes Stück Wegs geschafft: Im Arbeitsplan des Rates des Bezirkes war jetzt verankert, noch im Jahr 1968 in seinem Verantwortungsbereich ein FKK-Bad zu eröffnen.

Flugs war eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich auf die Suche nach einem geeigneten See machte.

 

Wie der Waldsee zu seinem Namen kam

Das Fundstück der Suche war ein so genanntes Tagebaurestloch, ein Überbleibsel des Braunkohletagebaus ausgangs des 19. Jahrhunderts, mit dem Namen „Landzunge“ – mitten im Muskauer Forst, direkt vor den Toren der Stadt Weißwasser. Dieser See erwies sich entsprechend den bestehenden Kriterien als geeignet, ein solches FKK-Bad zu errichten.

Am 30. März 1968 fand die erste Begehung des künftigen Geländes statt. Fortan wurden „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Natürlich wieherte auch der Amtsschimmel kräftig, denn es musste wie überall in der DDR auch im Muskauer Forst alles seine geordnete Rechtmäßigkeit haben.

Und so erhielt der See, zwar nicht gerade ideensprühend, den Namen „Waldsee“. Dieser Name wurde sofort in die Karten eingetragen und war damit amtlich. Die künftig dort badenden Nackedeis waren offiziell als „Sportfreunde“ zu bezeichnen.

Natürlich mussten in einem ausführlichen Vortrag die Abgeordneten des Rates des Bezirkes über Ziele und Aufgaben eines FKK-Objektes informiert werden. Schließlich brauchte man ja deren Zustimmung zum Vorhaben. Und man brauchte auch die Genehmigungen vom Staatlichen Forstbetrieb, von der Feuerwehr, der Territorial-, Stadt- und Dorfplanung beim Rat des Bezirkes, vom Volkspolizeikreisamt, vom Hygieneinstitut und nicht zuletzt von der zuständigen Bergbehörde Senftenberg.

Aber mit dem Segen des Staatsrates der DDR im Rücken waren die Weichen letztendlich auf „Grün“ gestellt.

Schon am 20. April 1968 wurde den FKK-Enthusiasten der See durch den Staatlichen Forstbetrieb übergeben.

 

Schnellstart im Jahr 1968

Klar, an Baden war da noch gar nicht zu denken, und nicht nur wegen der niedrigen Temperaturen. Das Umfeld allein lud keineswegs zum Bade. Es gab viel zu tun. Aber schon am folgenden Tag, dem 21. April, einem Sonntag, begann die emsige Betriebsamkeit, die über viele Jahre das Leben der FKK-Freunde prägen sollte.

Wenige Wochen später, schon im Juni 1968, wurden die ersten Zeltplätze an die Aktivisten der 1. Stunde übergeben. Voraussetzung für die Zuteilung und Nutzung eines solchen Juwels war allerdings der Nachweis von mindestens 50 Aufbaustunden.

Die Badesaison wurde am 22. Juli 1968 offiziell eröffnet.

Es würde den Rahmen sprengen, alles aufzuzählen, aber aus einem See mit steilen Ufern, die bis an den Rand bewachsen waren, wurde ein wahres Kleinod geschaffen, an dem sich viele FKK-Anhänger pudelwohl fühlten. Das Objekt wurde durch unzählige freiwillige Arbeitsstunden der FKK-Anhänger liebevoll hergerichtet. Verwaltet wurde es durch den Rat der Stadt Weißwasser, der sogar eine hauptamtliche Kraft dazu einsetzte, dieses Gelände ordentlich zu führen.

Es wurde gestattet, weitere Zeltplätze einzurichten. Baden und Zelten konnte man als Tagesgast und auch Jahreskarten waren zu bekommen. Wer allerdings eine Jahres-Dauerkarte für einen Platz an der Sonne haben wollte, musste jährlich mindestens 10 freiwillige Aufbaustunden leisten. Dass auch noch 10 Mark gezahlt werden mussten, war selbst für DDR-Verhältnisse sehr preiswert.Trotz der Verpflichtung für jährlich 10 Stunden gab es niemanden, der sich davor drückte. Im Gegenteil – mehrere hundert Stunden im Jahr und pro Familie waren durchaus keine Seltenheit. Bis zur Eröffnung der Badesaison 1969 leisteten die Sonnenanbeter 5.000 registrierte freiwillige und unbezahlte Arbeitsstunden!

Dank der Initiative vieler Sportfreunde des FKK-Bades gelang es, von verschiedenen volkseigenen Betrieben und Großbaustellen nicht unbeträchtliche finanzielle Mittel gesponsert zu bekommen. Auch dringend benötigte Materialien und Baustoffe fanden auf diese Weise mehr oder weniger offiziell ihren Weg an den Waldsee.

Versorgungsengpässe und erste Hütten

Der See mit viel Wasser war da, aber an Trinkwasser fehlte es. Das musste in Kanistern von zu Hause mitgebracht werden. Mangels Materials zog es sich bis 1972 hin, dass eine Wasserleitung vom nur wenige hundert Meter entfernten Wasserwerk in Gablenz verlegt werden konnte. Der Stromanschluss kam aber schon im Jahre 1971 zustande. So waren die Voraussetzungen geschaffen, dem zivilisierten Leben etwas näher zu kommen, auch wenn man sich in diesem Gelände ansonsten vom bekleideten Leben losgesagt hatte.

Auch wurden erste Wohnwagen neben den Zelten aufgestellt, und es keimte der Gedanke, dass man sich vielleicht auch für dauerhafte Unterkunftslösungen entscheiden könnte. Und so kam es, dass durch Werner Beyer die Idee umgesetzt wurde, ein transportables Holzhaus herzustellen. Fünfzig dieser Hütten mit der Bezeichnung „Zelthaus Sonne“ wurden zum Aufstellen am Waldsee bewilligt. Dieser Prototyp sollte später ein echtes Erfolgsmodell für Bungalows in der ganzen DDR werden. Der staatliche Forstbetrieb Weißwasser fertigte diese Holzhütten unter der Bezeichnung „Typ Weißwasser“ in Serie, die in vielen Erholungsgebieten begehrte Quartiere wurden.

Gefahren unter Tage

Während sich am See ein wunderbares Erholungsgebiet entwickelte, lauerte in der Tiefe eine tückische Gefahr. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Braunkohle nicht nur im Tagebaubetrieb abgebaut, sondern auch unter Tage. Während der Wirren und der Zerstörungen am Ende des II. Weltkrieges ging leider auch die Masse der Bergbauunterlagen verloren. Niemand konnte genau sagen, wo welche Untertagestrecken geführt worden waren. Der Zahn der Zeit arbeitete aber auch im unbekannten Dunkel tief unter der Erde. Und so kam es Ende der 1960er Jahre und später immer wieder zu unerwarteten Einbrüchen von nicht unerheblichem Ausmaß rund um Weißwasser und auch in unmittelbarer Nähe des Waldsees. Die Bergbehörde nahm diese Gefahr sehr ernst und es wurden Testsprengungen unter anderem in der Nähe des Waldsees durchgeführt. Die ausgelösten Erschütterungen sollten gefährdete Strecken zum Einsturz bringen. Zum Glück erwies sich aber das Areal rund um den Waldsee als weitgehend sicher.Dennoch wurden auch zu späterer Zeit noch einige Bereiche in der Nähe des Sees gesperrt. Weitere Untersuchungen konnten aber die Sorgen zerstreuen. Das Gelände wird inzwischen als „Sicher“ eingestuft.

Sport, Spiel, Sonne

Von Anfang an war es nicht alleiniges Ziel der Camping- und FKK-Freunde, sich durch bloßes Schmoren in der Sonne nahtlos zu bräunen. Vielmehr sollten auch Sport und Spiel zur aktiven Erholung beitragen. Schon am 20. Juni 1971 wurde am Waldsee das erste Sportfest ausgetragen, bei dem sich sowohl junge als auch ältere FKK-Freunde ganz olympisch, nämlich völlig nackt, in diversen Vergleichen ein sportliches Kräftemessen lieferten.Als Sportart Nummer 1 etablierte sich aber das Volleyballspiel – auf einem solide hergerichteten Volleyballplatz mit einer wunderbar feinen Sandspielfläche. Über Jahrzehnte schallte es fast täglich pünktlich um 14.30 Uhr laut über den See: „Volleyball!“ Selten waren es weniger als 12 Spieler, die sich in Windeseile zusammenfanden, und zeitweilig waren es fast profihafte Spielzüge, die man da zu sehen bekam.

Von der Selbstverwaltung zur kommunalen Kontrolle

Bei einer offiziellen Begehung durch den Rat der Stadt im Jahre 1971 wurde eine beeindruckende Bilanz gezogen. Man stellte amtlicherseits fest, dass das „FKK-Familienbad Waldsee“ sehr erfolgreich durch die Benutzer in einer funktionierenden Selbstverwaltung geführt wurde. Es wurden sage und schreibe 18.370 freiwillige Aufbaustunden registriert, die selbstverständlich unentgeltlich waren. Das in Bürgerinitiative entstandene FKK-Familienbad sollte fortan als erfolgreiches Beispiel für den Aufbau ähnlicher Einrichtungen dienen. Aber dieses Loblied wurde nicht zu lange gesungen.

So schockierte die Vertreterin der Stadtverwaltung Weißwasser den Geländerat mit einem Schreiben der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes Cottbus vom 11. Mai 1976, dass im FKK-Bad rechtswidrige Zustände festgestellt worden wären. Das Projekt entspräche nicht den gesetzlichen Anordnungen zur Regelung des Freibadewesens in der DDR aus dem Jahre 1956. Zudem wäre das Bilden von Vereinigungen zum Zwecke der Freikörperkultur rechtswidrig.

Als Konsequenz wurde angeordnet, das gesamte Objekt unter die direkte Kontrolle des Rates der Stadt zu stellen und es umgehend vollkommen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es wurde angeordnet, ab sofort reguläre Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag einzurichten und einen Einlassdienst zu organisieren. Das allerdings sollte durch eigens dafür eingerichtete Planstellen beim Rat der Stadt abgesichert werden. Besonders ärgerlich war, dass fortan jede Organisation von Festen und Veranstaltungen in Eigenregie der Siedler untersagt wurde.

Dieser Eingriff der Bezirksführung in die doch wenige Jahre zuvor so hochgelobte erfolgreiche Selbstverwaltung des in Eigenregie der Siedler entstandenen FKK-Familienbades löste nicht nur bei den Erbauern der Anlage gehöriges Missfallen aus, sondern stieß auch beim Rat der Stadt auf Unverständnis. Dort vor allem deshalb, weil das Objekt bisher makellos geführt wurde und für die zusätzlich geforderten Planstellen schlichtweg Geld und Personal fehlte. Aber der Rat des Bezirkes setzte bürokratisch seine Forderungen durch und zwang den Siedlern, aber auch der Stadtverwaltung die Kontrolle auf. Die Bestandsaufnahme im Jahre 1976 war beeindruckend. Immerhin wurden Grundmittelwerte in der erstaunlichen Höhe von rund 590.000,- Mark der DDR ausgewiesen, die ihren Ursprung in der Selbstinitiative der Erbauer des Objektes hatten.

Nach zähen und zum Teil verbissenen Verhandlungen wurde erreicht, dass weitgehend alles seinen „geregelten sozialistischen Gang“ gehen konnte. Mangels kommunalen Personals organisierten die Siedler den Einlass selbst. Tagesgäste löhnten pro Tag 1 Mark. Das Geld wurde gegenüber der Stadt abgerechnet. Im Gegenzug zeigte sich die Stadt recht großzügig. Immerhin finanzierte sie im Laufe der Jahre die Umzäunung des Objektes, sorgte für Sportgeräte und Sicherheitsausstattungen wie Feuerlöscher, Rettungsboote, Beatmungsgeräte und Megafon.

Nach einigem Hin und Her stellte die Stadt dann auch einen hauptamtlichen Zeltplatzwart ein, dem ein neu gegründeter Campingrat zur Seite stand.Kurzum – die FKK-Freunde kamen letztendlich auch mit der staatlichen Verwaltung ganz gut klar, wenn auch der Amtsschimmel zuweilen sehr heftig wieherte.

1990 – das Jahr der „Wende“

In diesem Jahr kippte nicht nur das bisherige politische System der DDR. Auch für die FKK-Siedler am Waldsee sollte sich einiges ändern. Die größte Sorge war, dass dieses mühevoll aufgebaute Gelände in fremde Hände kommen könnte und somit der Kontrolle der ursprünglichen Baumeister entgleitet.

Auch hier zeigte sich die Entscheidungsfreude und Weitsicht der FKK-Freunde. Mehrere Mitglieder setzten Anfang 1990 eine Initiative in Gang, schnellstmöglich einen rechtsfähigen Verein zu gründen. Das war seit Februar 1990 wieder möglich, nachdem die DDR-Regierung ein neues Vereinigungsgesetz erlassen hatte.

Die FKK-Freunde waren unglaublich schnell. Ohne viel Federlesens wurde am 07. April 1990 eine Versammlung einberufen. 72 Hüttenbesitzer, Zeltler und so genannte Tagesgäste waren sich bald einig und die Interessengemeinschaft „FKK Club Waldsee Weißwasser“ war gebildet, mit dem Ziel, einen Verein zu gründen. Um auch allen anderen Interessenten den Beitritt zu diesem neu zu gründenden Verein zu ermöglichen, konnten sie sich bis zum 14. April 1990 in die Liste eintragen und an der Wahl des ersten Vorstandes teilnehmen.

Am 17. April 1990 stellte der Vorstand den Antrag zur Vereinsgründung beim Kreisgericht Weißwasser auf Registrierung. Eingetragen wurde der FKK Club Waldsee Weißwasser e.V. schon am 26. April 1990 mit der Nummer 1 im funkelnagelneuen Vereinsregister der Stadt Weißwasser.

Als erster Vorstand mit eingetragen wurden Werner Beyer (GF), Klaus Budach (stellvertretender GF) und Werner Hunger (Finanzen; †). Als weitere Mitglieder des ersten Vorstandes gingen Dietrich Beckert (†), Joachim Reinke, Volker Weber, Jürgen Pohl und Ingo Hartung (†) in die Vereinsgeschichte ein.

In den Jahren danach gab es bewegte Zeiten, die auch im Verein für Unruhe und Veränderungen sorgten. In kurzer Folge wechselte der Vorstand mehrfach. Erst ab dem Jahre 2005 kam das Boot langsam, aber stetig, in ein ruhigeres Fahrwasser.

Aktuell steht seit Herbst 2013 Gudrun Schulze als Vorsitzende dem Verein vor.